Together again

CD-Cover Together again

Weiterführende Informationen und Erläuterungen zur CD "Together again"

Detlef und Frank kennen sich seit den ersten Fördermaßnahmen für junge Zupfer Ende der Siebziger. Mit der Gründung des Jugendzupforchesters NRW wurden sie zu den jeweiligen Stimmführern der 1. Mandoline resp. Gitarre. Schon damals war ein gewisses blindes Verständnis im Zusammenspiel und bei der musikalischen Auffassung erkennbar. In den Neunzigern spielten sie bereits für eine längere Zeit zusammen und fanden sich nun vor kurzem zu ihrem "dritten gemeinsamen Frühling" oder so ähnlich…

Der Titel der vorliegenden CD ist natürlich eine unverschämte Großspurigkeit, wenn man bedenkt, welche musikalischen Vorbilder sich da finden ließen… Die Big J's werden es verzeihen.

Der Libertango, mit dem die CD beginnt, ersetzt im Konzert den vierten Satz der "Histoire du Tango" von Astor Piazzolla, mit dem wir nie so recht warm geworden sind. Der Libertango steht dagegen für uns für den heutigen Tango von Astor. Hier dient der Libertango als Opener, soll als vorangestellte "Nummer" der CD und Verklanglichung von Katjas tollem CD-Covers mal kurz alles vorwegnehmen. Beim Proben haben wir herausgefunden, dass Detlef seine rechte Hand mehr als 1000 mal in der Minute hin- und her bewegen kann, als er im Mittelteil die Achtel tremolieren wollte … war zu schnell (man kann nicht so schnell hören), so sind hier nur zwei Tremoloanschläge auf ein Achtel zu hören. Reicht.

Granados' poetische Walzer sind eine himmlisch schöne Sammlung von kleinen Genrestücken, die nach einer Einleitung, die irgendwie offensichtlich nur aus A-Dur zu bestehen scheint, ihren Zauber entfalten. Nach und nach tragen sie einen fort, bis mit dem sehr ruhigen Fis-moll-Walzer die mittlerweile etwas rustikale Pracht jäh unterbrochen wird. Sehr dunkle Farben und eine gewisse Stagnation treten urplötzlich auf. Ein dunkles Gedicht. Rico löst die vertrackte Situation durch einen perlenden und kaskadenförmigen Walzer in sprichwörtliches Wohlgefallen auf und schließt noch einen, wenn auch zur Transformation neigenden letzten Walzer an, bevor mit dem alles versöhnenden ersten Walzer der Bogen geschlagen und beendet wird. Und das Tolle ist: Bei jedem Hören kann man seine Gedichte immer wieder erneuern…

Astors Meisterwerk bekommt schon gleich zu Beginn Schläge. Nämlich ein paar Perkussionseinheiten, damit man das Holz der Gitarre mal so richtig hören kann ;-). Wie viele gute Musiken, z.B. der Jazz, so hat auch der Tango seine erotische Sensation und zugleich Bodenständigkeit seiner Herkunft aus den Bordellen zu verdanken. Der erste Satz der "Histoire" kommt noch sehr folkloristisch daher, typische Phrasenbildungen und seine Stimmungsschwankungen sind aber schon ausgeprägt. Im "Café" ist in Zeiten von Carlos Gardell vor allem die Gesanglichkeit im Vordergrund. Hier sind die Einwanderereinflüsse aus Italien und Spanien ins "Silberland" erkennbar. Melancholie und Ausdruck sind greifbar (!). Dreißig Jahre später auf unserer Zeitreise präsentiert uns der "Nightclub" Rasanz und auch große Gefühle auf engstem Raum. Eine himmlische Stiege in die Gefühlswelten… Dort angekommen, spielt man dort dann auch noch lieber Tango…

Das europäische Gegenstück zu so viel passionierter Emotion sind die großen Bögen der Zigeunerweisen. Sarasates Meisterwerk ist immer jung und frisch in all seiner Tiefe. Man wird nie müde, es zu spielen, wenn auch gelegentlich am Ende der Fahrtwind mächtig ins Gesicht bläst.

Carlo Muniers munteres spanisches Capriccio ist spanische Torte auf italienischem Biskuit. Hier lassen sich Detlefs und Franks Wurzeln in der traditionellen Mandolinenorchesterseligkeit nicht länger verleugnen. Und zu zweit ein ganzes Orchester sein zu dürfen, ist großartig. Carlos kurzweilige Art zu komponieren, dabei anscheinend immer an Grenzen gehen zu wollen: Wir verbeugen uns vor ihm!

Und nun Carmen. Sie will erobert werden, auch in ihrer Fantasie… Bizets großartige Musik, von Pablo durch den Virtuosenfilter geschickt, ist der pure akustische Spanientrip. Die Habanera vom Orchester auf die Gitarre zu bemühen, da musste tatsächlich Segovias Bonmot von der Gitarre als Orchester wirklich begriffen werden. Pablos Carmen hält alles bereit, was das Duo verlangt: Kammermusikalisches bis Orchestrales, Farbiges bis hin zum Ekstatischen!

Quasi als Zugabe, bestimmt nicht minder geliebt dann Montis Csardas. Franks Version der Gitarrenstimme ist quasi eine Bearbeitung im Flusse, sie ist nie gleich. So ist auch dieser Take des Anfangs eine Momentaufnahme, bevor sich das Ganze dann in unwiderstehlicher Weise in Bewegung setzt. Noch einmal unterbrochen durch himmlische obertönige Reminiszenz an die Quintessenz der Musik auf dieser CD geht es dann in den Schluss, so etwas wie die letzte Gerade auf dem Weg ins Ziel! Mit Vollgas...